Die Fraktion FDP beurteilt einen Verkauf des Casinos als weniger Risikobehaftet

Die Frage betreffend einem Verkauf des Casino Frauenfeld wird sehr emotional geführt und wird aktuell stark mit den Stadtratswahlen verbunden. Wir finden das gefährlich, werden damit doch Chancen und Risiken nicht mehr neutral bewertet und die Debatte polemisch geführt. Am Mittwoch, 22.02.23 wird im Gemeinderat über den möglichen Verkauf des Casino Frauenfeld debattiert. Die Fraktion FDP hat sich intensiv mit dem Geschäft befasst und ist einstimmig der Meinung, dass Frauenfeld möglichst unterbruchslos über eine Infrastruktur analog des Casino verfügen muss. Gerne teilen wir unsere Überlegungen:

Frauenfeld, 20.02.2023

 

Medienmitteilung der Fraktion FDP zum Verkauf des Casino Frauenfeld

Das Casino wurde 1959 als Neubau eingeweiht. Die Stadt Frauenfeld hatte sich in der Folge immer wieder finanziell an Erneuerungen und Unterhalt beteiligt und nach einer grossen Sanierung das Casino 2004 übernommen. Seit der letzten grossen Sanierung 2001/2002 erfolgten keine nennenswerten Veränderungen mehr. Wir verfügen heute über ein Casino, dessen Saal auch heute noch attraktiv und für vielfältige Anlässe grundsätzlich geeignet ist. Im Gegensatz dazu ist die Gebäudehülle aber immer noch aus den 50 Jahren des letzten Jahrhunderts. Zusätzlich haben sich diverse Vorgaben für öffentliche Bauten in den letzten 20 Jahren massiv verändert. So sind Sicherheitsvorgaben entstanden, welche den Betrieb des Casinos in der heutigen Form nur mit einer speziellen Bewilligung ermöglichen. So oder so werden über kurz oder lang Massnahmen getroffen werden müssen, damit der Betrieb künftig sichergestellt sein wird. Als Gemeinderäte haben wir Risiken abzuwägen und den für Frauenfeld besten Weg zu wählen.

Ein Verkauf des Casinos ist bezüglich Risiken klarer zu beurteilen. Die Stadt erhält knapp 14 Mio. Franken, abzüglich des Städtischen Finanzdefizits bleiben für einen Ersatzbau rund 9 Mio. Franken. Die Stadt übergibt mit dem Verkauf sämtliche Risiken der Käuferin. Eine weitere Nutzung als Casino konnte mit dem möglichen Käufer bis 2026 ausgehandelt werden. Wenn das Ersatzprojekt zügig angegangen wird, kann ein praktisch unterbruchsloser Betrieb erreicht werden. Nur wenige der präsentierten Ersatzstandorte eignen sich aber aus unserer Sicht, da diese auch mit weiteren Herausforderungen, zum Bespiel einer Tiefgarage, beurteilt werden müssen und die Kosten damit sicher massiv höher sein würden. Wird ein neuer Standort im Perimeter der Stadtkaserne gewählt, könnte das Projekt «Stadtkaserne» mit einem neuen publikumsintensiven Bau attraktiv gestaltet und gestartet werden. Das finanzielle Risiko ist damit überschaubar und die zeitliche Planungsachse ist berechenbar.

Wird die Liegenschaft nicht verkauft, bleibt die Stadt Besitzerin der Liegenschaft an bester Lage. Mit Sicherheit wird in den nächsten Jahren ein umfassender Sanierungsbedarf von weit mehr als 7 Mio Franken fällig werden. Dies basiert auf der Schätzung von 2018, aufgerechnet muss heute mir mehr als dem doppelten gerechnet werden. Mit den Sanierungsarbeiten einhergehen wird zwingend eine komplette Schliessung des Casinos für mindestens 12 bis 16 Monate. Wenn in naher Zukunft keine Umsetzung der neuen Vorgaben angegangen wird, muss damit gerechnet werden, dass die Betriebsbewilligung mit Auflagen mittelfristig entzogen wird und einschränkende Massnahmen im Betrieb umgesetzt werden müssen. Aufgrund der Fluchtwege könnte dann die Galerie nicht mehr genutzt werden. Ebenso würde die Anzahl Gäste im Saal auf ca. 300 limitiert. Dies ergäbe mehr als eine Halbierung der Nutzungszahlen, was den Saal für viele Veranstalter und Künstler uninteressant machen würde. Damit verbundene Risiken gehen voll zu Lasten der Stadt Frauenfeld, was zu einer absehbaren massiven Kostensteigerung führen würde.

Die Fraktion FDP ist klar der Meinung, dass sich die Stadt Frauenfeld bei einer Schliessung infolge Umbaus, egal welcher Länge, keine Übergangslösung leisten kann. Hier müsste mit einem Verzicht und einem Ausweichen auf andere Standorte geplant werden. Mit dem aktuellen und für die nächsten Jahre absehbaren Finanzhaushalt muss klar zwischen Wünschbarem und Nötigem unterschieden werden.

Die Fraktion FDP ist überzeugt, dass der Weg mit dem kleineren und berechenbareren Risiko gewählt werden muss. Wir empfehlen deshalb, sich für einen neuen Stadtsaal im Perimeter der Stadtkaserne zu entscheiden und damit zum Verkauf des heutigen Casinos gemäss Vorlage des Stadtrates JA zu sagen.

Im Namen der Fraktion FDP

Reto Brunschweiler, Gemeinderat